Eine Zusammenarbeit von PTA und Statista
In der systemkritischen Energiebranche spielen automatisierte Prozessabläufe und verlässliche Steuerungen eine ganz entscheidende Rolle. Schließlich bewegen sich die Marktakteure in einem stark regulierten Marktumfeld, das sich dynamisch und grundlegend wandelt – und auch die Anforderungen der Kunden werden immer komplexer und anspruchsvoller. Agentic AI, eine neue Evolutionsstufe Künstlicher Intelligenz, entlastet die Energiebranche in diesem Spannungsverhältnis. Denn bei Agentic AI handelt es sich um Systeme, die eigenständig handeln, entscheiden und sich an komplexe Bedingungen anpassen. Wie Unternehmen aus dem Energiesektor vom Einsatz dieser neuen Technologie profitieren, zeigt der vorliegende Fachbeitrag.
Der Einsatz von Agentic AI befindet sich in vielen Unternehmen noch in einem frühen Stadium. In der Praxis dominieren derzeit immer noch generative AI und klassische Automatisierung – Agentic AI spielt im operativen Alltag bislang nur eine Nebenrolle. Doch ein grundlegender Wandel deutet sich an, denn die neue Evolutionsstufe Künstlicher Intelligenz eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten. Generative AI optimiert nicht nur Prozesse – sie verändert die Art, wie Unternehmen Entscheidungen treffen, zusammenarbeiten und wachsen. Doch um ihr volles Potenzial zu entfalten, braucht es den nächsten Schritt: Agentic AI. Diese Technologie geht über die reine Inhaltserstellung hinaus. Sie schafft autonome, zielgerichtete Systeme, die eigenständig handeln und entscheiden.
Status Quo: Automatisierung und Optimierung durch AI immer noch im Fokus
In der Energiebranche liegt der Fokus etwa auf der Optimierung bestehender Prozesse, wie beispielsweise dem Kundenservice oder der gezielten Steuerung von Versorgungsnetzen. AI wird hier vor allem als assistierendes System eingesetzt, das Entscheidungen vorbereitet oder unterstützt, jedoch nicht eigenständig handelt. Der Einsatz erfolgt meist isoliert – ein Hinweis darauf, dass volle Autonomie derzeit kein vorrangiges Ziel ist. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Effizienzsteigerung und gezielte Prozessverbesserung, nicht flächendeckende Skalierung. Doch wie kann der Energiesektor nun die Vorteile der neuen Evolutionsstufe Künstlicher Intelligenz heben, um sich konsequent für die bevorstehende Energiewende und die damit verbundene Transformation zu rüsten?
Die Hürden in der Energiebranche sind hoch …
…aber nicht unüberwindbar. Die Nutzung von Agentic AI stößt in der Energiebranche auf Hürden, die weniger in der Technologie selbst begründet liegen, sondern vielmehr struktureller und branchenspezifischer Natur sind. Vor allem hohe regulatorische Anforderungen, die die Einführung agentischer Systeme bremsen, sind dafür verantwortlich. 43 Prozent der Verantwortlichen bei Energieversorgern vertreten diese Ansicht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die unsere IT-Profis gemeinsam mit den Marktforschern von Statista erhoben haben. Schließlich haben Sicherheit, Dokumentationspflicht und Nachvollziehbarkeit im Energiesektor höchste Priorität – was die Integration neuer Technologien deutlich verlangsamt.
Die Einführung von Agentic AI bei Energieunternehmen benötigt aufgrund der genannten Rahmenbedingungen also Zeit und das notwendige Know-how. Denn gerade in stark regulierten oder technologisch komplexen Bereichen erfordert Agentic AI häufig tiefgreifende Anpassungen – und entsprechend hohe Ressourcen. In der Energiebranche ist das Potenzial von Agentic AI allerdings unbestritten und wird von den Entscheidern erkannt: Besonders lohnt sich der Einsatz der neuen KI-Technologie bei Use Cases wie Prognosen von Energiebedarf und Verbrauch, dieser Ansicht sind 57 Prozent der befragten Entscheider. Geht es um die durchgängige Optimierung der Netzsicherheit sehen 52 Prozent Vorteile im Einsatz von Agentic AI, während etwa die Hälfte der Befragten davon überzeugt ist, dass sich durch den Einsatz der neuen KI-Technologie die Integration erneuerbarer Energien in bestehende Netze wie auch die Automatisierung von Wartungsarbeiten verbessern lassen, die im Zuge der Energiewende anstehen.
Quantensprung Agentic AI: Auf künftige Anforderungen gewappnet sein
Mit dem Einsatz von Agentic AI vollzieht sich der Wandel hin zu einer KI-nativen, agentenbasierten IT-Landschaft. Diese dient als strategisches Steuerungszentrum, das viele einzelne Abläufe und Maßnahmen in intelligente, vernetzte Prozesse überführt. In Zeiten knapper Ressourcen wird autonomes Handeln zur unternehmerischen Notwendigkeit – besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel. Und genau hier kann Agentic AI entlasten. Mehr noch: Die neue Technologie liefert nicht nur schnelle, sondern auch vorausschauende Analysen und präzise Handlungsempfehlungen, gerade im volatilen Energiesektor ein großer Mehrwert. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen zudem Verbesserungen der Kundenerfahrung. Ein entscheidender strategischer Nutzen – insbesondere durch personalisierte Interaktionen und adaptive Services. In einem zunehmend kompetitiven Marktumfeld und einem Energiemarkt, der sich momentan grundlegend wandelt, wird genau das zum Differenzierungsmerkmal. Die Early Adopter im Energiesektor, die bereits jetzt in Agentic AI investieren, legen ein solides Fundament für intelligentere Steuerung, mehr Versorgungssicherheit und operative Effizienz.
Energieversoger, die das erkannt haben, werden in den kommenden Jahren von den folgenden Vorzügen profitieren:
- Mehr Autonomie und effektiveres Arbeiten, weil die entsprechenden Agentic AI Tools unter anderem Langzeitziele selbstständig verfolgen und noch fundiertere Entscheidungen ohne menschliches Zutun treffen.
- Eine optimierte Kontextverarbeitung, da sich die Funktionen rund um die Bereiche „Gedächtnis“ und „situatives Lernen“ ebenfalls verbessern werden. Die Programme lernen auf der Grundlage früherer Aufgaben und passen ihren Handlungsprozess kontinuierlich an.
- Eine vereinfachte Integration in Geschäftsprozesse durch eine stärkere Anpassung von Agentic AI an individuelle Unternehmenssoftware, Cloud-Dienste und Workflows, beispielswiese bei der Optimierung der Energieverteilung, beim Lastmanagement oder Echtzeit-Regelungen.
- Gesteigerte Sicherheitsaspekte, in deren Zusammenhang ethische Themen eine noch größere Rolle spielen werden.
Mit Methode einführen und nichts überstürzen
Ohne Zweifel verspricht der Einsatz von Agentic AI langfristige Effizienzgewinne und neue Handlungsspielräume – doch der Weg dorthin ist anspruchsvoll und ressourcenintensiv. Unternehmen aus dem Energiesektor sind deshalb gut beraten, gezielte Unterstützung zu suchen – technologisch wie personell –, um ihre spezifischen Herausforderungen im Umgang mit Agentic AI zu bewältigen. Gefragt sind praxisnahe Hilfestellungen, die genau dort ansetzen, wo konkrete Engpässe bestehen: bei der Systemintegration, der Datenbasis, den hohen regulatorischen Anforderungen und der Qualifikation von Mitarbeitenden. Den größten Unterstützungsbedarf sehen die Unternehmen bei der Sicherung der Datenqualität (49 Prozent), beispielsweise durch die Etablierung eines Data Governance-Konzepts. Denn Agentic AI ist auf strukturierte und bereinigte Daten angewiesen. Deren Aufbereitung bindet jedoch erhebliche Ressourcen und ist in vielen Unternehmen bislang nicht systematisch organisiert. Fehlende Schnittstellen, fragmentierte IT-Landschaften, wie sie in der Energiewirtschaft oft anzutreffen sind, und begrenzte interne Kapazitäten erschweren eine reibungslose Einbettung agentischer Systeme in die bestehende Infrastruktur. 46 Prozent der Unternehmen geben deshalb auch an, dass sie Unterstützung bei der Integration benötigen. Jeweils 44 Prozent sehen eine regulatorische Beratung und die Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden als entscheidende Bedarfe an. Besonders beim Einsatz autonom agierender Systeme ist Fachkompetenz unerlässlich – für einen sicheren Betrieb, breite Akzeptanz und die Vermeidung von Fehlanwendungen. Berücksichtigen Energieunternehmen all diese Faktoren, hat Agentic AI das Potenzial ein echter Gamechanger bei der Bewältigung der anstehenden Energiewende zu werden.